Geld und Ausweise verloren in Berlin 🇩🇪
Gestern Nacht habe ich mein Portemonnaie in Berlin verloren. Sämtliches Geld, Personalausweis, Bankkarten, mein uralter Organspendeausweis, Führerschein, andere Karten und Dinge, an die ich mich gerade nicht erinnern kann sind weg.
Einfach weg und es gibt keine Möglichkeit herauszufinden, wo sich das alles jetzt befindet. Vielleicht dämlich verlegt, vielleicht hat es jemand versehentlich eingepackt, vielleicht hat es jemand gefunden und abgegeben, oder Geld raus genommen und den Rest in den Müll geschmissen, echt null Ahnung.
Ich glaube nicht daran, dass Menschen grundsätzlich „schlecht“ sind. Ich habe mit den unterschiedlichsten Menschen gesprochen und mein Bild unabhängig davon gebildet, was mir der Mainstream erzählen möchte.
In Bochum war ich früher schon bei Obdachlosen, habe sie mit geretteten Lebensmitteln versorgt, ihre Geschichten gehört und mitgefühlt, ihre Weihnachtsparty im Hauptbahnhof gefeiert. Super nette Menschen, so harmonisch und miteinander, obwohl alle eine ganz andere Geschichte und Schwierigkeiten haben.
Ich habe mit Menschen gesprochen, die von den allermeisten abgestempelt werden, weil sie anders sind. Ja, das sind sie, und dafür gibt es gute Gründe. Gründe, mit denen sich viele wahrscheinlich nicht auseinandersetzen möchten. Beispielsweise Gewalt in der Kindheit, Selbstmordversuche wegen krassen Lebensumstellungen oder gewollt falsch diagnostizierte psychische Krankheiten am Kind, weil die Eltern ihr eigenes Kind nicht wollten.
Ich bin 2019 nach Berlin getrampt, wurde von reichen Menschen, von armen LKW-Fahrern aus den Osten mitgenommen, oder auch von einer türkischen Familie. Bei der Rebellion Wave habe ich mit Polizist:innen gesprochen, privat, per „du“. Auch sie sind keine Maschinen und möchten auch nicht so wahrgenommen werden - ganz im Gegenteil.
In Potsdam habe ich mit Christen gesprochen, sie haben mir eine Bibel, zwei Nächte an einem der teuersten Campingplätze, viele Brötchen, Obst und tolle Gespräche geschenkt, super liebe Leute von denen ich noch einiges lernen kann.
In Potsdam habe ich auch mit super netten Zeuginnen Jehovas geredet, die gerne in der Welt unterwegs sind, total offen. Ich war bei ihnen zuhause. Sie haben meine Vorurteile bzw. Annahmen, die ich von Dokus kannte über Bord geschmissen, mich mit Nudeln vegan bekocht, den wichtigsten Knoten beigebracht, ihre Reisewelt gezeigt, mir 14m Seilreste und perfekte Schuhe geschenkt, mit denen ich in Berlin schon joggen war. Ich hätte am liebsten bei ihnen übernachtet. Wir hatten so tolle Gespräche mit Tiefe, über alles mögliche, unglaublich. Totale Verbundenheit, besonders mit der lieben Tochter.
Egal was mir gerade noch für Menschen in den Kopf kommen, ich denke niemand davon würde ein Portemonnaie mit Ausweisen in den Müll schmeißen, sondern gewissenhaft handeln. Scheiß aufs Geld, das bedeutet mir nicht viel. Mich nach 2½ Monaten nicht mehr ausweisen zu können, oder beim Arzt keine Krankenversicherungskarte mehr zu haben ist blöd, genauso im Ausland keine Möglichkeit mehr zu haben, an Geld zu kommen.
Ich bin heute mit einer Freundin zu dem Ort gefahren, wo ich das Portemonnaie wahrscheinlich verloren habe. Nichts, niemand hat was abgegeben oder gefunden. Wir sind weiter gefahren, dahin, wo ich es eigentlich nicht verloren haben kann - auch nichts. Dieses „nein“ hat mich richtig traurig gemacht. Ich kann gar nicht genau sagen warum, und was das bedeuten wird. Ich fing an zu weinen. Ich vertraue darauf, dass alles, was mir passiert ist, auch so kommen sollte und richtig ist, mein Weg. Doch was soll das jetzt bedeuten?
Heute morgen wurde ich angerufen - meine Wohnung hat ab Ende Juni eine neue Bewohnerin, mindestens ein halbes Jahr.
Mein Handy ist bald wohl auch Schrott, der SD-Karten-Slot funktioniert nicht mehr richtig, das Display löst sich vom Rahmen und die Rückseite habe ich bereits zwei mal überklebt, damit nichts splittert. Heute wollte ich es eigentlich reparieren lassen.
Was soll das alles bedeuten? Alles Zufall? Ich habe kein Geld mehr, keine Wohnung, dafür aber Vertrauen. Starkes Vertrauen, ohne es mit dem Kopf begründen zu können, bzw. zu „müssen“. Es fühlt sich gut an, richtig gut. Es ist nur materielles kaputt gegangen, ich selbst bin vollständig.
Möglichkeiten gibt es immer, genauso wie einen nächsten Tag, Träume, Gefühle, Begegnungen und das, was mich ins Ausland zieht ❤️
Ich wünsche euch vom Herzen wirklich alles gute. Passt auf euer Zeug auf. Solche Erfahrungen muss nicht jede:r machen ;-)
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